Personaltableau

Die Handlung der Romane spielt im Zeitraum von 1855 bis etwa 1885. In den Büchern begegnen uns neben den Hauptcharakteren auch zahlreiche reale Persönlichkeiten, die diese Zeit maßgeblich mitgeprägt haben. Hier eine kurze Übersicht.

Wilhelm und seine Familie

Hermann Friedrich Wilhelm Freiherr von der Heyden, genannt Willy, ist der dritte Sohn des ehemaligen Offiziers und Rittergutsbesitzers Friedrich Wilhelm August von der Heyden aus Reichenbach im Landkreis Sorau, Provinz Brandenburg in Preußen (heute Polen). Er wurde 1835 geboren und starb mit 85 Jahren im Jahr 1920 in Berlin. In seiner Laufbahn als Student der Rechtswissenschaften, Mitarbeiter der Kriminalpolizei und Landwehroffizier erlebt er die Entwicklung der Kriminalpolizei, der forensischen Wissenschaften, der Politik und Kultur seiner Zeit hautnah mit. Willy klärt in seiner Laufbahn zahlreiche Verbrechen auf und erlebt Verwicklungen bis in die höchsten gesellschaftlichen, politischen und diplomatischen Kreise. Begleitet werden die Fälle durch den ständigen Grundkonflikt mit seinem Gegenspieler sowie zahlreiche familiäre Konflikte, wie das rätselhafte Verschwinden des älteren Bruders Ernst August.

Freiherr VON DER HEYDEN, FRIEDRICH (Fritz) WILHELM AUGUST
Fritz ist ein kultivierter, gebildeter Mann. Seine Interessen liegen hauptsächlich auf dem Gebiet der Landwirtschaft, in der er Neuerungen aufgeschlossen gegenübersteht. Als ehemaliger Offizier führt er sein Gut mit harter aber fairer Hand. Einige unglückliche Entscheidungen führten dazu, dass das Gut zeitweilig in Schwierigkeiten gerät. Schockiert durch private Vorkommnisse in der Vergangenheit zieht er sich von seiner Frau zurück. Als vom König ernanntes Mitglied des Herrenhaues auf Lebenszeit hält er sich öfters zu Sitzungen in Berlin auf und verfolgte dort die Karriere seines jüngsten Sohnes, der er anfangs skeptisch gegenübersteht. Sorgen musste er sich um das Gedeihen seines Gutes machen, denn sein zweiter Sohn, scheint nicht besonders für diese Tätigkeit geeignet zu sein.

Freifrau VON DER HEYDEN, LUISE
Die ehrgeizige Frau war Hofdame von Prinzessin und Königin Elisabeth. Stets drängte sie ihren Mann in höhere Positionen am Hof. Bedingt durch dessen weitgehendes Desinteresse an der höheren Politik wandte sie sich enttäuscht Ihrem Nachbarn zu. Über ihn hoffte sie, ihren Kindern einflussreiche Positionen in Berlin zu verschaffen, was sie mit ihrer Nachbarin verband. Die kühle Frau liebte ausschließlich ihre Kinder Ernst August und Anni, zu ihren anderen Kindern hatte sie ein eher reserviertes Verhältnis.

VON DER HEYDEN, ERNST AUGUST
Ernst August ist ein ernster, nachdenklicher Mann. Als Offizier hatte er die Gelegenheit, gemeinsam mit Moltke die Türkei zu bereisen. Bei einem Feldzug in Kurdistan verliebte er sich in die Tochter eines türkischen Generals und verschwindet auf mysteriöse Weise. Seine Offizierskameraden müssen vom Tod des beliebten Soldaten ausgehen.

VON DER HEYDEN, MAXIMILIAN (Max) JOSEPH
Als zweiter Sohn seiner Eltern konnte er zunächst seiner Neigung zur Geografie folgen. Trotz des Verschwindens seines älteren Bruders begann er ein Studium bei Humbold und Ritter in Berlin, beugte sich aber den Forderungen seines Vaters, sich auf die Übernahme des Gutes vorzubereiten. Der in geschäftlichen Dingen glücklose und blauäugige Max liebte seinen Vater und wollte ihn zufriedenstellen, obwohl er lieber Forschungsreisender geworden wäre. Ehe- und kinderlos wird der träumerische Mann das Gut an den Rand des Ruins bringen.

VON DER HEYDEN, ANNA LUISE
Anna ist das von allen geliebte Nesthäkchen der Familie. Das lebhafte Mädchen soll auf eine Zukunft am Berliner Hof vorbereitet werden und lernt daher zahlreiche Sprachen. Nachgesagt wird ihr eine kurze Liaison mit einem Mitglied des königlichen Hauses, wird aber auch von Johann Schmidt, dem besten Freund ihres Bruders Wilhelm umworben, dessen Finanzspritzen das Gut vor dem Ruin bewahrten. Erst nach und nach entwickelt sich zwischen den beiden eine große Liebe. In Berlin führen sie später einen freigeistigen, liberalen Salon, in dem Marie v. Brenkendorff häufig zu Gast ist. Anna und ihr Mann bieten Willy das Rückzugsgebiet einer liebevollen Familie und unterstützen ihn bei der Aufklärung einiger Fälle.

Freunde, Bekannte und Kollegen

VON BRENKENDORFF, MARIE
Marie ist seit Kindertagen mit Wilhelm und seiner Schwester Anna befreundet. Mit Anna teilt sie immer mehr die Ansicht, dass Frauen in Gesellschaft und Politik mehr Mitspracherechte erwerben sollten. Im Salon von Anna wirbt sie später für das Frauenwahlrecht und bildet sich in Sachen Kultur und Politik fort. Sie ist Wilhelms große Liebe und muss sich gegen die hochfliegenden Pläne ihrer Mutter sowie den Hass ihres Bruders durchsetzen. Die Stellung als Hofdame eines preußischen Prinzen und späteren Königs ermöglicht ihr dabei eine relativ unabhängige Position. An Wilhelms Fällen nimmt sie regen Anteil und beteiligt sich teilweise an der Aufklärung.

SCHMIDT, JOHANN
Johann Schmidt hat Wilhelm während des Studiums kennengelernt und tritt später in das Unternehmens seines Vaters ein, beschäftigt sich aber privat auch mit wissenschaftlichen und medizinischen Forschungen. Als Lebemann ist er dem Theater und schönen Frauen zugetan. Als kontrollierter Spieler verfügt er über einige Tricks, die ab und an Wilhelm bei der Aufklärung seiner Fälle zugutekommen. Durch seine Verbindungen zu Theater und Oper ist er über den aktuellen Klatsch in der Hauptstadt jedrzeit im Bild.

SCHMIDT, JOHANNA
Johanna ist die Schwester von Wilhelms bestem Freund Johann. Als Sängerin am Berliner Opernhaus ist sie über die Tätigkeiten ihres Bruders bestens im Bilde. Selbst verfügt sie über private Beziehungen bis in höchste Kreise, die der Aufklärung einiger Fälle dienlich sind.

VON HERFORD, AUGUST
Wie alle Polizisten ist von Herford ehemaliger Soldat. An den napoleonischen Kriegen nahm er als Kapitän eines Dragonerregiments teil und ist deshalb ein begnadeter Reiter. Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwangen ihn zum Eintritt in den Staatsdienst, wo er sich der neu aufgestellten Kriminalpolizei anschloss. Von Herford ist wie viele seines Standes absolut königstreu, politisch jedoch liberal eingestellt, was manchmal zu Schwierigkeiten mit seinen Vorgesetzten führt. Humanistisch wenig gebildet steht er dennoch wissenschaftlichen Neuerungen aufgeschlossen gegenüber. Charakterlich eher cholerisch veranlagt ist er aber ein zuverlässiger Mann, wenn er sich einmal für eine Sache oder Person entschieden hat. Persönliche Integrität steht für ihn an erster Stelle. Nach seiner Ernennung zum stellvertretenden Polizeipräsidenten unterstützt er Wilhelm in hausinternen Auseinandersetzungen.

VORWEG, ERNST
Ernst Vorweg ist kleinbürgerlicher Herkunft und hat sich im Polizeidienst Schritt für Schritt nach oben gearbeitet. Teile seiner Familie waren in Verbrecherkreisen zuhause, was ihm zu Beginn seiner polizeilichen Laufbahn fast zu Verhängnis wird und fortan erpressbar machte. Er stand Wilhelm anfangs reserviert bis feindselig gegenüber, insbesondere weil Herford ihn nötigte, Wilhelm als glerichrangig zu akzeptieren. Als grundlegend aufrichtiger Mann arbeitete er dennoch professionell mit ihmzusammen und wird ihm spätestens dann ein treuer Begleiter, als dieser ihm im Verlauf eines Falles von den Dämonen der Vergangenheit befreien konnte.

SCHULZ, KONRAD
Konrad Schulz stammt aus einer Familie von ehemaligen Leibeigenen des Gutes derer von der Heyden. Als Soldat und Bursche begleitete Fritz auf dem Feldzug gegen den polnischen Aufstand und rettete ihm dort das Leben. Fritz sieht sich fortan in seiner Schuld. Zum Verwalter des Gutes aufgestiegen verwaltet er es umsichtig, ist aber den Anforderungen nicht immer gewachsen. Er bekommt alles mit, was auf dem Gut und dessen Umkreis geschieht und ist eine wertvolle Informationsquelle für Wilhelm, was die mysteriöse Vergangenheit der Familie betrifft.

FRAU BRENKE
Frau Brenke ist eine mehr oder weniger wohlhabende Apothekerwitwe, lebt mit ihrem Kater Kuno in der Krausenstraße und ist Wilhelms Vermieterin. In der Straße und im Viertel bestens vernetzt, hilft sie Wilhelm bei seinen Ermittlungen und bietet einen sicheren Rückzugshafen.

Gegenspieler

VON BRENKENDORFF, KARL ANTON
Karl Anton, der Nachbar der Familie von der Heyden, war bereits während des gemeinsamen Armeedienstes mit Wilhelms Vater ein unsteter Charakter. Als Offizier und Kamerad tapfer und selbstlos, agierte er als Gutsbesitzer eher glücklos. Mit fortschreitendem Alter gab er sich immer mehr Ausschweifungen und Gelagen hin, was die von den Eltern arrangierte Beziehung zu seiner Frau immer mehr belastete. Sein gewinnendes Auftreten verschaffte ihm zahlreiche Liebschaften, seiner Frau und seinen Kindern gegenüber verhielt er sich korrekt und rücksichtsvoll. Er kam unter ungeklärten Umständen zu Tode, als Wilhelm etwa zehn Jahre alt war. Seitdem war das Tischtuch zwischen den beiden Familien zerschnitten.

VON BRENKENDORFF, THERESA MARTHA
Die hochgebildete ehrgeizige Frau ist die Schwester im Geiste ihrer Nachbarin Luise von der Heyden. Nach dem Tod ihres Mannes setzt sie alles daran, ihrem Sohn Franz durch Beziehungen ein Fortkommen am Hof oder in der Regierung zu ermöglichen. Das Verhältnis zu Ihrer Tochter Marie kühlt ab, als sich diese gegen ihren Widerstand Wilhelm zuwendet. Theresa verwaltet ihr Gut selbst, wodurch sich ihr Sohn auf seine Karriere konzentrieren kann. Im Verlauf der Jahre versucht sie immer mehr, dass in Schwierigkeiten geratene Rittergut der Nachbarn zu schädigen und zu übernehmen.

VON BRENKENDORFF, FRANZ (Franz) KARL
Franz war in Kindestagen der beste Freund von Wilhelm. Nach den Vorkommnissen um ihre Eltern gab er Wilhelm die Schuld am Tod des Vaters. Fortan wurde er sein Feind und unternahm alles, um Willy privat wie beruflich zu schaden. Seine Bitternis stieg, als seine Schwester sich Willy zuwandte. Franz stieg in das Staatsministerium auf und wurde einer der engsten Mitarbeiter der preußischen Justizminister. In dieser Eigenschaft war er immer in der Lage, sich in die Angelegenheiten der Polizei einzumischen.

Historische Persönlichkeiten

Wilhelm begegnet im Verlauf seiner Arbeit zahlreichen historischen Persönlichkeiten, die mittelbar oder unmittelbar Einfluss auf das Geschehen nehmen. Dazu zählen Mitglieder des Königshauses, Ministerpräsident von Bismarck, Kriegsminister von Roon, General von Moltke, Polizeidirektor Wilhelm Stieber, zeitgenössische Künstler und Persönlichkeiten wie der Chemiker Adolf von Baeyer, Polizeipräsident Karl Ludwig Friedrich von Hinckeldey, der Chef der Berliner Feuerwehr Ludwig Scabell, die Schriftstellerin Fanny Lewald, der Wissenschaftler Rudolf Virchow u.a.